Laufsport der Extraklasse bei DM in Hamburg

SZENE. Der Laufsport ist zurück bei den Menschen. Mit über einjähriger Verspätung fanden jetzt die Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon in Hamburg statt. Insgesamt nahmen rund 1.300 Läuferinnen und Läufer, darunter 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den in den PSD Bank Halbmarathon in Hamburg-Wandsbek integrierten Deutschen Halbmarathon Meisterschaften, teil. Das fachkundige Publikum an der Strecke ließ sich durch rassige Duelle um Plätze und Zeiten motivieren und begeistern. Die Laufsportveranstaltung in der Elbmetropole bot besten Unterhaltungswert. Der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) hatte ein glückliches Händchen die Meisterschaften an das sportbegeisterte Hamburg zu vergeben.

Insgesamt blieben eine Sportlerin und 51 Sportler! unter der magischen Marke von 70 Minuten.  Die Strecke hatten die Organisatoren von Marathon Hamburg gegenüber den Vorjahren noch einmal optimiert. Und die aus ganz Deutschland angereisten Läuferinnen und Läufer dankten es mit vielen persönlichen Bestzeiten und Rekorden. Zu den Gewinnern der Titelkämpfe in der Hansestadt gehörten ohne Zweifel die Läuferinnen und Läufer der LG Telis Finanz Regensburg. So sicherten sich Miriam Dattke und Simon Boch nicht nur die begehrten Einzeltitel, sondern auch mit den Teams waren die Schützlinge von Regensburgs Trainer-Ikone Kurt Ring erfolgreich.

Solorun zum Halbmarathon-Titel: Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg)

Als einen spannenden Krimi entpuppte sich das Finale um den Männertitel. Das hätte auch Altmeister Alfred Hitchcock in einem Drehbuch kaum eindrucksvoller beschreiben können. Mit Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg), Sebastian Hendel (LG Braunschweig) und Samuel Fitwi Sibhatu (LG Vulkaneifel) stürmten gleich drei bekannte Laufgrößen Kopf an Kopf in Wandsbek dem Ziel entgegen. Am Ende hatte Sportsoldat Boch die schnellsten Beine und siegte mit einer Sekunde Vorsprung in neuer Meisterschaftsrekordzeit von 1:02:24 Stunden vor Hendel und Fitwi Sibhatu. Bei den Frauen gab es schon im Vorfeld kaum Zweifel am Erfolg von Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg). Die 23-Jährige, die noch in diesem Jahr ihr Marathon-Debüt im Rahmen des Marathons von Valencia feiern will, lief von Anfang an ein einsames Rennen gegen die Uhr. Mit ihrer zweitschnellsten Zeit ihrer noch jungen Karriere von 1:09:59 Stunden untermauerte die gebürtige Berlinerin ihre Ausnahmestellung im Feld. Dahinter landete mit der 19-jährigen Brandenburgerin Blanka Dörfel (SSC Berlin/1:11:54 Stunden) ein weiteres großes Lauftalent auf dem Siegertreppchen. Dritte wurde die Tübingerin Hanna Gröber in 1:14:26 Stunden.

Sandra Morchner (LT Kassel) lief in der W50 einen neuen Europa- und Deutschenrekord in der Altersklasse.

Nehmen den Könnern an der Spitze aus der Hauptklasse tummelten sich auch zahlreiche Seniorenläuferinnen und Läufer im großen Feld. Herausragend war dabei die Leistung der Sylterin Sandra Morchner (LT Kassel). Die 50-jährige Insulanerin, die erst wenige Tage zuvor den Tod ihres langjährigen Trainers und Mentors, Winfried Aufenanger, beklagen musste, lief nicht nur auf Platz 6 im Gesamtklassement der Frauenwertung und zum Titel in der W50, sondern auch zu einem neuen Europarekord und natürlich auch zu einem neuen nationalen Rekord in der Altersklasse in phantastischen 1:15:13 Stunden. Den Deutschen Rekord der ehemaligen Weltklasseläuferin Kathrin Dörre-Heinig verbesserte Sandra Morchner gleich einmal um 5 Minuten, den Europarekord der Ukrainerin Tatyana Pozdnyakova (1:16:07 Stunden/ aus 2006) um glatte 56 Sekunden. Da war es auch zu verkraften, dass Morchner den Weltrekord der bekannten US-Olympionikin Linda Somers-Smith aus dem Jahre 2011 um gerade einmal eine Sekunde verpasste. Und das auch nur weil international die Bruttozeit in die Wertung eingeht und nicht wie in Deutschland üblich die Nettolaufzeit in den Bestenlisten anerkannt wird. (Jörg Valentin)

Alle Ergebnisse: https://hamburg-halbmarathon.r.mikatiming.de/2021/

Fotos: Dr. Christian Waschke

Titelfoto: Kampf um den Titel im Halbmarathon: vorne Sebastian Hendel, dahinter Samuel Fitwi Sibhatu (rechts), noch Dritter, aber am Ende die Nase vorne hatte Simon Boch (Mitte)

Siegerehrung der ältesten Seniorenläufer
Start bei der Halbmarathon-DM
Siegerehrung der schnellsten Frauen